Quelle: LIST Gruppe

THG-Emissionen: Herausforderungen und Handlungsbedarfe. Welche Reaktion ist gefragt?

Treibhausgas-Emissionen sind ein wesentlicher Treiber des Klimawandels. Die Immobilienbranche wiederum ist ein wesentlicher Verursacher dieser Emissionen. Anhand des Zweijahresgutachtens 2022 vom Expertenrat für Klimafragen geben wir in zwei Teilen einen Überblick über die Ergebnisse des Gutachtens und ordnen diese für euch ein. Alle Zahlen und Abbildungen kommen aus dem Zweijahresgutachten 2022. Teil 2: Herausforderungen, Handlungsbedarfe und Lösungsansätze.

Weder rechtliche Regelungen wie die Austauschpflicht für über 30 Jahre alte Heizkessel seit 2014, verpflichtende Dachdämmung oder Mindestanforderungen an energetische Teilrenovierungen (EnEV, 2014), noch die Erhöhung der Förderbeträge im Rahmen des KfW-Programms „Energieeffizient Sanieren“ konnten in den vergangenen zehn Jahren eine bedeutsame Erhöhung der Renovierungsrate bewirken. Diese liegt seit 2010 bei etwa einem Prozent. Dabei müssten vor allem Gebäude der Effizienzklassen G und H saniert werden, da sie rund 30% der Wohnfläche ausmachen und dabei für etwa 50% der THG-Emissionen verantwortlich sind.

In den letzten Jahren wurden erhebliche Mittel für den Bau neuer Wohnungen und die Renovierung bestehender Gebäude bereitgestellt. Zwischen 2015 und 2021 wurden insgesamt über 21 Milliarden Euro an Fördergeldern zugesagt, wobei etwa 53% davon für den Neubau verwendet wurden. Die Einführung des BEG-Programms im Jahr 2021 führte zu einem regelrechten Aufschwung. 2021 flossen über 70% des Förderbetrags in den Effizienzhausstandard 55. Die Brutto-Fördereffizienz – das Verhältnis zwischen den bereitgestellten Fördermitteln und der über die Lebensdauer erwarteten Emissionsreduktion – sank jedoch sowohl bei Neubauten als auch bei Renovierungen stetig.

Bei Neubauten war sie durchweg niedriger als bei Renovierungen, was bedeutet, dass pro investiertem Euro weniger THG-Emissionen eingespart wurden. Insbesondere zwischen 2019 und 2021 wurden hohe (bis zu 225 Euro pro Tonne CO2 für die Sanierung bestehender Gebäude) bis sehr hohe (bis zu 400 Euro pro Tonne CO2 für Neubauten) Förderkosten pro eingesparter Menge an THG-Emissionen aufgewendet. Dies kann unter anderem auf die hohe Förderquote für den Effizienzhaus 55 Standard zurückgeführt werden.

Das Zweijahresgutachten zum Gebäudesektor zeigt deutlich, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen, um die Klimaschutzziele für 2030 zu erreichen. Die durchschnittliche jährliche Minderung der Emissionen müsste mehr als das Doppelte im Vergleich zur historischen Entwicklung von 2011 bis 2021 betragen. Die gute Nachricht ist: Dieses Ziel ist erreichbar. Wenn wir einen konsequenten Umstieg auf erneuerbare Energien verfolgen, uns endlich auf den Weg machen und die Herausforderungen proaktiv angehen. Ganzheitliche Analysen vom Lebenszyklus durch eine Gebäudeökobilanz können bereits heute in der Praxis und im Gebäudedesign angewendet werden. So kann diese Methode auch bei der Frage „Abriss und Neubau oder Sanierung“ eingesetzt werden. Durch die Gebäudeökobilanz können wir mögliche Rebound-Effekte durch eine Steigerung der grauen Emissionen oder Verlagerungseffekte vorhersehen und vermeiden. Mithilfe von CRREM-Pfaden können Gebäude dahingehend bewertet werden, ob sie dem 1,5°C-Ziel entsprechen. Auch zur Implementierung der Themen Zirkularität und Biodiversität in die Gebäudeplanung und -realisierung gibt es bereits Lösungen am Markt. Sogar eine Kombination dieser ganzen Themen mit der Digitalisierung wurden bereits in der Praxis umgesetzt.

Wir haben die Wahl, für welchen Weg wir uns entscheiden. Der Klimawandel und die Physik werden nicht eines Tages von alleine verschwinden. Die Fakten sind bekannt und die Lösungswege auch. Wir werden diese Herausforderungen nicht mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind und wir werden auch kein anderes Ergebnis bekommen, wenn wir weiterhin das Gleiche wie in den letzten Jahren machen. Der beste Zeitpunkt für Veränderung war gestern, der nächstbeste ist heute. Das Know-How dafür ist in unserer Branche vorhanden.

Das vollständige Zweijahresgutachten könnt ihr hier einsehen:

Zum Gutachten

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