Quelle: LIST Gruppe

Safety First mit bauwo! Über eine besondere Immobilie für Batterien.

Unsere Expert:innen errichten derzeit ein Logistikprojekt in Berkhof bei Hannover, das unter besonderen Voraussetzungen realisiert wird. Die Logistikhallen werden nämlich für die sichere Lagerung von Batterien für diverse E-Fahrzeuge ausgestattet. Umfangreiche Vorschriften für eine sichere Bauweise für diese besondere Nutzung gibt es bisher nicht. Deshalb müssen individuelle Lösungen gefunden werden.

Jan Stegemann, Technischer Leiter bei LIST Bau Nordhorn, ist unter anderem für dieses Projekt zuständig und verrät uns, wie das Team vorgegangen ist, um die Halle optimal für eine sichere Batterie-Lagerung vorzubereiten.

Danke Jan, dass du uns einen Einblick in dieses spannende Projekt gibst. Zu Beginn verrate uns doch erstmal, was ihr in Berkhof gerade realisiert.
J. S.: „Das Projekt, an dem wir arbeiten, errichten wir für die bauwo Grundstücksgesellschaft mbH aus Hannover. Es handelt sich um ein Logistikprojekt, das zwei Hallen umfasst, die sich gegenüber voneinander befinden. In der Mitte des Geländes entstehen LKW-Stellplätze sowie Sprinklertanks und eine Technik-Zentrale, in der sich unter anderem die Sprinkler- und Brandmeldeanlage befinden.

Jede der beiden Hallen hat eine Größe von etwa 10.000 qm und ist speziell für die Lagerung von Batterien für die E-Mobilität konzipiert. Die Lagerhallen verfügen jeweils über eine Ladehalle, die speziell für die Be- und Entladung der Batterien ausgelegt ist.“
 

Die Lagerung von Batterien erfordert viele besondere Maßnahmen, um Sicherheit zu gewährleisten. Aber wie greift das alles zusammen? Was passiert, wenn eine Batterie warm wird?
J. S.: „Im Falle, dass eine Batterie eine bestimmte Temperatur überschreitet, wird dies von Thermovision-Kameras erfasst. Etwa 4.000 Thermovision-Kameras pro Halle werden an den Lagerregalen installiert, um die Batterien zu überwachen und zu lokalisieren.

Die Kameras senden ein Signal mit dem Standort einer überhitzten Batterie an einen autonomen Stapler. Dieser fährt zur Batterie, entnimmt sie und bringt sie zu einem Tor vor dem jeweiligen „Tiefhof“, wo die Löschcontainer stehen. Am Tor befindet sich ein Förderband, das mit dem Stapler kommuniziert und ein Signal an das Tor sendet, um es zu öffnen. Das Tor hebt sich und die Batterie kann in den Container gelangen. Gleichzeitig öffnet sich ein elektrisches Ventil der Hydrantenleitung, das den Container automatisch mit Wasser flutet und die Batterie abkühlt.

Sollte die Temperatur einer Batterie stark ansteigen, lösen die Sprinkleranlagen aus, die den Temperaturunterschied zur Umgebung wahrnehmen. Im schlimmsten Fall – wenn eine Batterie zu schwelen beginnt – wird das Rauchansaugsystem aktiviert und weitere Notfallmaßnahmen eingeleitet. Allerdings haben die weiteren Maßnahmen keine Verbindung mehr zu den spezifischen baulichen Besonderheiten.“

Für die Lagerung von Batterien müsst ihr besondere Sicherheitsvorkehrungen treffen. Wie wirkt sich das auf den Bau der Immobilien aus?
J. S.: „Dieses Projekt, ist auf Wunsch der bauwo bzw. des späteren Nutzers, durch besondere bauliche Besonderheiten geprägt und geht über den normalen Standard für die Li-Ionen- Batterie Lagerung hinweg. In enger Abstimmung mit Fachleuten wurden zahlreiche Vorsichts- und Präventionsmaßnahmen getroffen. Im schlimmsten Fall geht hier nämlich es darum, eine Batterie schnell und erfolgreich abzukühlen. Die gesamte Immobilie wurde auf dieses Szenario hin ausgelegt.

Um Sicherheit zu gewährleisten, wurden mehrere Frühwarnsysteme integriert. Dazu zählen ein Rauchansaugsystem, Thermovision-Kameras, Sprinkleranlagen, autonome Stapler und verdunkelte Lichtkuppeln. Besonders sind die lichtundurchlässigen Lichtkuppeln, weil sie die Batterien vor direkter Sonneneinstrahlung schützen. Trotz einer Hallengröße von unter 10.000 qm haben wir hier auch eine Brandwand eingebaut, um die Sicherheit zu erhöhen.

Zusätzlich verfügt jede Unit über Absenkungen inklusive Rampen mit Stellplätzen für Havarie-Container, die zur Kühlung von Batterien genutzt werden können. Die Konstruktion der Hallenfassade haben wir speziell für die Lagerung von Batterien ausgelegt, sie besteht aus C-Profilen und Mineralwollpaneelen. Denn diese Materialien sind im Gegensatz zu klassischen Holzkonstruktionen und PIR-Paneelen nicht brennbar.

Eine weitere bauliche Besonderheit ist die Hallensohle. Diese wurde ebenfalls sorgfältig ausgewählt und weist eine erhöhte Ebenheit auf. Das ist besonders wichtig für die empfindliche Elektronik der autonomen Stapler, die für den Transport der Batterien zuständig sind.

Außerdem wurde das Sprinklersystem der Immobilie redundant aufgebaut, mit zwei Sprinklertanks und zwei Sprinklerpumpen, die unabhängig voneinander funktionieren, um im Falle eines Ausfalls eine kontinuierliche Sicherheit zu gewährleisten.“

Neben unserem Bau-Experten Jan hat auch unsere Architektin Katharina Lohmann intensiv an diesem Projekt mitgearbeitet. Sie ist Teil unserer LIST Ingenieure und war an der Genehmigungs- und Ausführungsplanung der Besonderheiten in Abstimmung mit bauwo und den anderen Parteien beteiligt. bauwo hatte bereits vor der GU-Ausschreibung mit den Sachverständigen, dem Bauamt und Nutzer Abstimmungen getroffen und die Entwurfsplanung erstellt, die unsere Ingenieur-Profis als Grundlage nutzen konnten. Dieses Projekt war für uns von Neuheiten geprägt. Was diese Besonderheiten für Katharina und ihre Kolleg:innen bedeutet, erzählt sie uns in einem kurzen Interview.

Wusstet ihr vorab, was mit diesem Projekt auf euch zukommt?
K. L.: „Uns war von Anfang an klar, dass die Halle zur Lagerung von Batterien genutzt werden wird. Welche besonderen Vorschriften damit einhergehen, war uns erstmal nicht bewusst. Im Endeffekt hat sich herausgestellt, dass es auch keine allgemeingültigen Vorschriften für diesen Fall gibt.

Wir haben in unserem ersten Kickoff-Termin dann realisiert, was das für den Bau und die Planung bedeuten wird und gemeinsam mit bauwo Termine mit einem Brandschützer, dem zuständigen Bauamt und der lokalen Feuerwehr ausgemacht. Dadurch, dass wir diese Parteien von Anfang an mit ins Boot geholt haben, war die Zusammenarbeit sehr gut und zielführend für den Projektverlauf. Trotz der fehlenden Vorschriften konnten wir mit allen Beteiligten Wege finden, wie das Projekt sicher umgesetzt werden kann.“

Mit welchem Mindset seid ihr an das Projekt gegangen?
K. L.: „Erstmal war es ein eher ungewohntes Gefühl, in dieses Projekt zu starten – aufgrund der Ungewissheit. Allerdings hat sich das schnell gewandelt. Die Kooperation und Kommunikation mit dem Bauherrn, dem Brandschützer, dem Bauamt und der Feuerwehr war sehr konstruktiv und lösungsorientiert.

Zudem hat die Vorbereitung von dem Bauherrn eine gute Grundlage gelegt, auf die wir aufbauen konnten. Dadurch waren wir sehr motiviert, dieses Projekt anzugehen und die Planung für diese besondere Nutzung aufzustellen.“