Impulsvortrag von Jannick Höper bei der dritten Auflage von "LIST auf den Punkt." am 18. Juni 2024 in Köln.
Quelle: a|w|sobott, André Sobott

Jannick Höper: „Nachhaltigkeit ist längst wirtschaftliche Rationalität“. Impulsvortrag bei „LIST auf den Punkt.“

Ingenieur sein verpflichtet. „Ich bin zahlenverliebt und rechne gerne“, gestand Jannick Höper gleich zu Beginn seines Impulsvortrags bei der dritten Auflage von „LIST auf den Punkt.“ rund um den CO2-Preis. Zahlen und Berechnungen machten es dem geschäftsführenden Gesellschafter von LIST Eco nicht nur leichter, unangenehmen Themen auf den Grund zu gehen. Sie wurden für seine Zuhörer dadurch auch verständlich und greifbar.

Die Herausforderung

Angesichts der voranschreitenden Erderwärmung müssen wir der Wahrheit ins Auge blicken und es selbst in die Hand nehmen. Das gilt auch und vor allem für die Immobilienbranche.

Die Aufgabe

Dieser lange Weg kann auch im Kleinen beginnen – zum Beispiel in einer Logistikhalle. Dazu gehöre es aber auch, höhere Kosten beim Bau in Kauf zu nehmen, die sich aber mit dem zu erwartenden CO2-Preis über die Lebensdauer der Immobilie schnell amortisieren. Durch fehlenden Klimaschutz herbeigeführte Schäden könnten laut Höper schon in kürzester Zeit bis zu sechsmal höhere Kosten verursachen als die Umsetzung von Maßnahmen zur Begrenzung der globalen Erderwärmung auf 2°C. Wie groß diese Schäden ausfallen, hänge stark davon ab, wie viel Treibhausgase wir weiter ausstoßen. Bevor der Klimaschutz in besagter Logistikhalle umgesetzt werde, müsse er sich aber erst einmal im Kopf festsetzen. „Es wird niemand kommen, der uns den Klimawandel nimmt und das Problem für uns regelt.“  

Ein wichtiger Schritt: den Anteil des Menschen an der Erderwärmung richtig bewerten. Das zeige schon ein kurzer Ausflug in die Chemie und Physik – und ein Blick 800.000 Jahre zurück. So habe sich die Verteilung der natürlich auftretenden Isotope in der Atmosphäre besonders mit Beginn der industriellen Revolution ab Mitte des 18. Jahrhunderts drastisch verändert. Die Konzentration in fossilen Brennstoffen nicht enthaltener C14- und kaum enthaltener C13-Isotope habe sich nachweislich reduziert. Kohlenstoff kommt in unserer Atmosphäre in Form verschiedener Isotope vor. Bei der Verbrennung von fossilen Energien ensteht C13, aber nur sehr wenig. Dadurch wird das von Verhältnis C12 zu C13 geringer. Messungen ergeben ab dem Zeitpunkt der Industrialisierung einen drastischen Anstieg von C12-Isotopen, während die Konzentration der Kohlenstoff-Isotope C13 und C14 im Verhältnis stark abnehmen. Mit anderen Worten: Die Verhältnisse haben sich so drastisch verändert, dass völlig klar ist: „Die Veränderung des Klimas ist von niemand anderem abhängig als vom Verhalten der Menschen. Wir können es nicht einfach laufen lassen.“ 

Nachhaltigkeit kostet, keine Nachhaltigkeit kostet mehr 

Aber wo anfangen? Vielleicht unter dem Logistikhallendach. In einer detaillierten Gegenüberstellung rechnete Jannick Höper bei „LIST auf den Punkt.“ Schritt für Schritt vor, welchen Einfluss einzelne Bauteile bereits nehmen können – im Beispiel die Installation einer Geothermie-Anlage mit angeschlossener Photovoltaik-Technik im Vergleich zur Verwendung von Gas-Dunkelstrahlern. Höper hatte viel gerechnet, um die einzelnen Kostenpunkte von der Herstellung über den Energiebedarf bis zu grauen Emissionen mit möglichen Entwicklungen des CO2-Preises zu kreuzen und gegenüberstellen zu können.  

Unabhängig von welchem hochgerechneten CO2-Preis Jannick Höper zwischen 2024 und 2050 in Anlehnung an die zuvor von Nadine Trautmann erläuterten RCP-Szenarien auch ausging: Das Ergebnis blieb gleich. Nachhaltigkeit kostet, keine Nachhaltigkeit kostet mehr. Trotz der höheren initialen Kosten im Bau im Extremfall beinahe das Doppelte. 

Der Satz

„Nachhaltigkeit ist längst eine wirtschaftliche Rationalität.“ Das Wissen um die Relevanz der Erderwärmung und den Einfluss des CO₂-Preises ist auf dem Bau angekommen. Es muss sich nur noch festsetzen. 

Die Bilder des Abends