Mitarbeiter:innen von LIST Eco bei der Arbeit.
Quelle: LIST Gruppe

CRREM-Pfade – Klimarisiken transparent identifizieren.

„Die Klima-Zeitbombe tickt“ – die Warnung des Weltklimarates (IPCC) Anfang des Jahres war deutlicher denn je. Das 1,5-Grad-Ziel droht zu scheitern, entsprechend sind drastische Maßnahmen gefordert, um die Dekarbonisierung voranzutreiben und die CO2-Emissionen schnellstmöglich zu reduzieren. Denn die bisherigen Maßnahmenkataloge und Zusagen zur Einsparung von Treibhausgasen reichen bei weitem nicht aus: Laut den Vereinten Nationen steuern wir auf einen Anstieg von rund 2,6 Grad zu – geplante Umsetzungen eingerechnet.

Um jetzt noch das Ruder noch herumzureißen und Maßnahmen schnellstmöglich auf den Weg zu bringen, bedarf es neben modernen und energieeffizienten Konzepten und politischen Vorhaben vor allem auch transparenter Leitfäden und einschlägiger Benchmarks, um den beteiligten Akteuren die notwendige Orientierung zu geben. Der „Carbon Risk Real Estate Monitor“, kurz CRREM, ist eine weltweit führende Initiative zur Festlegung von Zielvorgaben für betriebliche Klimaschutzmaßnahmen und  hat wissenschaftlich fundierte und transparente Dekarbonisierungspfade im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen entwickelt. Hierbei wurde das globale anthropogene Treibhausgas-Emissionsbudget auf einzelne Länder, den jeweiligen Immobiliensektoren und -typen sowie auf einzelne Vermögenswerte heruntergebrochen. Mithilfe des von CRREM bereitgestellten Tools, kurz CRREM-Tool,  und den darin enthaltenen Pfaden, kann folglich der individuelle ökologische Fußabdruck eines Gebäudes während seiner Betriebsphase berechnet und gebenchmarkt werden. Dies gibt Auskunft über die Gebäudeperformance und mögliche Klimarisiken innerhalb der Immobilienbranche, sodass frühzeitig geeignete Vermeidungsmaßnahmen entwickelt und umgesetzt werden können. Gleichzeitig kann ermittelt werden, ob und wann das Objekt mit dem derzeitigen Emissionsausstoß das asset-spezifische Treibhausgas-Emissionsbudget überschreitet und folglich zum „stranded asset“ wird. Das CRREM-Tool ist auch bei uns in der LIST-Gruppe gängiger Standard für die Carbon Due Diligence.

Weitere Verschärfung der Zielvorgaben

Mit dem im März 2023 veröffentlichten Update wurden diese CRREM-Pfade noch einmal deutlich verschärft, da die Schwellenwerte für das 1,5-Grad-Szenario deutlich überschritten wurden und zur Erreichung dieses Ziels zur Verfügung stehende CO2-Budget schneller als erwartet aufgebraucht wurde. Das bedeutet konkret, dass der Immobiliensektor einen noch höreren Emissionsausstoß aufweist als ursprünglich prognostiziert und damit das ihm zustehende CO2-Budget sprengt.

Aus diesem Grund wurde mit der Aktualisierung der Handlungsdruck auf die Gebäudeeigentümer weiter erhöht. Konkrete Änderungen sind:

  1. Die Dekarbonisierungspfade werden steiler und die Ziele weiter verschärft.
  2. Emissionen, die durch Verluste bei der Stromübertragung und -verteilung entstehen, werden nicht mehr berücksichtigt.
  3. Ein zusätzlicher CO2-Pfad wurde eingeführt, um künftig zwischen Kohlenstoff- und Treibhausgaszielen unterscheiden zu können.

Wie sich diese verschärften Maßnahmen auf ein konkretes Objekt auswirken können, haben wir einmal anhand einer Standard-Logistikimmobilie mit Gas-Dunkelstrahlern durchgerechnet. Durch das neue Update liegt der „stranding point“ in diesem Beispiel nun 16 Jahre früher: Lag er mit der alten Version noch im Jahr 2037, so liegt er mit dem neuen CRREM-Update schon in der Vergangenheit, im Jahr 2021.

Das bedeutet für die gesamte Branche: Um die ambitionierten Klimaziele, insbesondere den klimaneutralen Gebäudebestand bis spätestens 2050, zu erreichen, muss der Ernst der Lage erkannt werden. Wer sich jetzt nicht um eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie kümmert, wird – im wahrsten Sinne des Wortes – früher als bisher angenommen den Preis dafür zahlen.